Human Development, Naruto University of Education
University of Gleifswald
Hyogo University of Teacher Education
抄録(英)
Aus dem Kontext eines Forschungsprojektes, mit dem Lehrerschicksale aufgearbeitet werden, die in den deutschen Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts gemassregelt und/oder ausgegrenzt und in den Demokratien vergessen und nun wiederentdeckt werden, soll an dieser Stelle an exemplarisch ausgewahlten Fallbeispielen die Entlassungspraxis von zwei sachsischen Schulraten illustriert werden: Moritz Nestler (1886-1976) und Carl Rudolph (1891-1955), die neben dem Verlust ihres Berufes 1948 im darauffolgenden Jahr sogar noch den Verlust ihrer Freiheit durch die Verurteilung zu jeweils 25 Jahren Zuchthaus durch ein sowjetisches Militartribunal hinnehmen mussten. Diese Massregelungspraxis steht beispielhaft dafur, dass die Erfahrungswerte der alten, in der ersten deutschen Republik erprobten Schulfunktionare am Beginn der ostdeutschen Erneuerungsbestrebungen unmittelbar nach Kriegsende zunachst noch geradezu heiss gefragt waren, deren Vertreter dann aber mit zunehmender Diktaturdurchsetzung seit etwa 1948 nicht mehr als Nonkonformisten in Fuhrungspositionen beim Aufbau der so genannten sozialistischen Bildungslandschaft passten. Die sozialdemokratischen Bildungstraditionen wurden geopfert, um eine starkere Rezeption der stalinisierten Sowjetpadagogik der 1930 er Jahre zu ermoglichen. Das Schicksal der ausgegrenzten sozialdemokratischen Bildungsexperten verdeutlicht auf beklemmende Weise, dass in der unmittelbaren Nachkriegszeit in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) schon fruh der Meinungs- und Gesinnungsterror um sich griff, wahrend ein Grossteil der Bevolkerung noch an den antifaschistisch-demokratischen Aufbau eines demokratischen Staates glaubte. Die doppelte Ausgrenzung durch zwei Diktaturen macht diese biografischen Skizzen zu eindrucksvollen Beispielen fur ein Leben im Widerstand gegen Ideologie und Unrecht.
雑誌名
鳴門教育大学研究紀要
雑誌名(英)
Research bulletin of Naruto University of Education